Erinnerungen, Intuition und ein Hund -so habe ich den Wald entdeckt.

Im Interview erzählt Sabine Sprong-Meißner, wie sie zum Waldbaden gefunden hat, was sie zwischen Bäumen, Moosen und Sträuchern fasziniert und warum ein spontanes Nickerchen als Erfolg gelten sollte.

Waldbaden – und dann noch „mit Hund“. Wie kommt man auf so was?

Das ist gar nicht so ungewöhnlich, wie es sich vielleicht anhört. Waldbaden ist für mich schon seit rund 50 Jahren gelebte Praxis – auch, wenn das früher natürlich nicht so hieß. Schon als Kind habe ich mich im Wald besonders wohlgefühlt. Da konnte ich Sorgen und Nöte, die auch ein Kinderleben so mit sich bringt, vergessen und ganz im Moment sein. Ich konnte meiner Kreativität freien Lauf lassen, habe geschnitzt, gebaut, gestaut, Rollenspiele mit mir selbst gespielt und mich nach Herzenslust dreckig gemacht. Und auch später bin ich meistens in den Wald gegangen, wenn ich Entspannung brauchte oder meine Gefühle und Gedanken sortieren wollte.

Und wie kam der Hund ins Spiel?

Vor einigen Jahren haben mein Mann und ich einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert – mit den üblichen Herausforderungen. Um ihm ein paar Dinge beizubringen und das Zusammensein für uns alle angenehmer zu machen, bin ich zum Hundetraining gegangen. Mehr noch: Ich habe sogar selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht.

Dabei habe ich festgestellt, dass mich vor allem die Frage interessierte: Welches Bedürfnis steckt hinter einem Verhalten und was braucht der Hund, um ein anderes Verhalten zeigen zu können?

Und die Antwort können Mensch und Hund im Wald besonders gut finden. Wenn sie gemeinsam Ruhe und Entspannung finden; abseits von allem Trainingsstress. Hier ist der Raum und die Zeit für ausgiebiges Schnüffeln, Erkunden und Genießen. Das tut beiden gut. Und diese Erkenntnis, und vielleicht auch ein paar Inspirationen, kann ich jetzt an andere Mensch-Hund-Teams weitergeben.

Du bist also „eigentlich“ Hundetrainierin?

Ja, allerdings ohne staatliche Abschlussprüfung. Stattdessen bin ich jetzt Coachin für Mensch-Hund-Teams. So kann ich mein Ziel am besten erreichen und beiden einen Weg zu Wertschätzung und gemeinsamer Entspannung zeigen. Das Waldbad mit Hund ist deshalb kein Training. Es ist eher eine „Auszeit von Training und Funktionieren-Müssen“. Und zwar für Mensch und Hund!

Was qualifiziert Dich denn dazu, Menschen bei einer solchen Auszeit zu unterstützen?

Zum einen bin ich ausgebildete Pädagogin. Wichtiger aber ist: Ich bin von „Ziemer und Falke“ zertifizierte Coachin für Waldbaden mit Hund und von der Deutschen Akademie für Waldbaden zertifizierte Kursleiterin für „Waldbaden und Achtsamkeit in der Natur“. Natürlich habe ich in meiner Ausbildung zur Hundetrainerin und in vielen Seminaren auch jede Menge Fachwissen über Hunde gesammelt. In Peter Wohllebens Waldakademie durfte ich in einem mehrtägigen Intensivseminar mein Wissen über den Wald ausbauen. Außerdem bin ich Mitglied in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

Das sind die „Papiere“. Aber was befähigt Dich als Mensch?

Das ist natürlich nicht so einfach – so etwas von sich selbst zu sagen. Aber andere Menschen sagen mir öfter, dass ich meine Begeisterung für den Wald glaubwürdig vermitteln kann; dass ich andere damit anstecke, und dass man mir anmerkt, wieviel Freude mir meine Arbeit macht. Ich glaube, ich kann mich außerdem ganz gut in andere hineinversetzen, egal ob Mensch oder Tier - und spüren, was jeweils nötig ist, damit es mit der Entspannung im Wald auch wirklich funktioniert.

Das dürfte besonders wichtig sein bei Deinem zweiten Angebot, dem Waldbad für Paare.

Richtig. Denn ob beste Freund*innen oder Liebespaar: Wenn zwei Menschen zusammen ein Waldbad machen, dann geht es sehr viel um Stimmungen. Gemeinsam kann man nicht nur in der Natur noch viel mehr entdecken. Man kann auch durch die Natur noch viel mehr über sich als Paar herausfinden. Die Teilnehmenden machen sich gegenseitig auf ganz unterschiedliche Dinge aufmerksam und entdecken so neue Facetten aneinander. Oder sie lernen in der Natur ihr Vertrauen ineinander weiter zu festigen. So oder so bedeutet geteilte Zeit im Wald immer ein Mehr an Miteinander.

Woran kannst Du am besten erkennen, ob ein Waldbad in diesem Sinne erfolgreich war?

Naja, also ein einzelnes Waldbad verändert natürlich noch nicht das ganze Miteinander von Menschen oder Mensch-Hund-Paaren. Aber wenn es im ersten Waldbad gelingt, dass alle etwas von der wohltuenden Wirkung der Natur spüren und einander innerlich näherkommen, dann ist schon viel gewonnen. Neulich war eine Frau mit ihrem Jagdhund bei mir, der sich nach einiger Zeit mitten im Wald hingelegt und ein kleines Schläfchen gehalten hat. Das hatte sie in acht Jahren noch nie erlebt - und das war ganz sicher ein Erfolg!